Das Bergkirchlein Buchen
"Was schimmert dort auf dem Berge so schön,
Wenn die Sternlein hoch am Himmel aufgeh'n? –
Das ist die Kapelle still und rein,
Sie ladet den Pilger zum Beten ein.
Aus der Tiefe und den Niederungen des Lebens schauen wir Menschen gern in die Höhe. Der Wanderer sucht seine Berge, die suchende Seele den heiligen Gott. Wir heben unsere Augen auf zu den Bergen, von denen uns Hilfe kommt [vgl. Psalm 121,1]. Es ist ein feiner Gedanke, diesem Blick auf die Höhe mit dem Bau eines Kirchleins am Berge seinen Ruhepunkt zu geben. Das Kirchlein verkündigt den ewigen Gott. Es ladet traulich zum Beten ein."
So beginnt die achtseitige, anonym verfasste Schrift "Das neue Berg-Kirchlein in Buchen" des damaligen Buchener Lehrers Ernst Trachsel (* 22. März 1858, † 3. Januar 1930). Aus dieser, wohl 1928 gedruckten Schrift geht hervor, dass nach ersten, teilweise zaghaften Vorabklärungen am 2. Januar 1922 im Schulhaus Buchen eine "Versammlung von Behördevertretern" abgehalten worden ist. Ein Initiativkomitee wurde zusammengestellt und mit der weiteren Planung einer Kirche beauftragt. Das Fehlen einer eigenen Kirche wurde gerade auch bei Todesfällen als echter Mangel wahrgenommen: Selbst bei garstigstem Wetter mussten die meist weiten Wege bis zum Friedhof der entsprechenden Kirchgemeinde unter die Füsse genommen werden. So verwundert es nicht, dass 1926 zunächst der Friedhof in Buchen seiner Bestimmung übergeben worden ist: Am 11. August um zwei Uhr nachmittags ist die erste sterbliche Hülle eines hiesigen Gemeindeglieds in die Buchener Erde gesenkt worden.
Um den Bau des Bergkirchleins wagen zu können, musste die Finanzierung geklärt sein. Als die Zusage des damaligen Synodalrats vorlag, einen namhaften Teil der Kollekte zum 400. Jahrestag der Reformation in Bern (1528) für den Kirchenbau in Buchen einzusetzen, da schritt die Umsetzung des von Architekt Wipf entworfenen Bauplans zügig voran. Im Frühling 1929 wurde das Werk in Angriff genommen, am 27. Oktober fand dann bereits die Einweihungsfeier der Kirche Buchen statt. Da hielt Bergschulmeister Trachsel seine letzte Rede. Knapp zehn Wochen vor seinem Lebensende durfte er noch aktiv den Abschluss dieses grossen, von ihm unermüdlich geförderten Werkes erleben und mitfeiern.
Am 3. November 1935 ist dann die Gründung der Kirchgemeinde Buchen erfolgt. Und bereits vier Wochen später ist mit Otto Fritz Bichsel (* 29. April 1906, † 29. Februar 1992) der erste Pfarrer der jungen Kirchgemeinde ins Amt eingesetzt worden. Das Pfarrhaus wurde allerdings erst 1939 erbaut. Bis dahin wohnte der Pfarrer im Chalet neben dem Friedhof.
Im Gottesdienst an Auffahrt, 15. Mai 1947, wurde schliesslich die Orgel eingeweiht, nachdem für die Musik im Gottesdienst zuvor ein nach Ernst Trachsels Plänen entworfenes Harmonium zuständig gewesen war.
1979 ist die Kirche einer Gesamtrenovation unterzogen worden; seit dem Winter 1980/81 hängt im Chor der Kirche ein Wandteppich, der durch 62 Frauen der Kirchgemeinde unter Anleitung der Künstlerin Ruth von Fischer (Zürich) angefertigt worden ist und die Rückkehr des Verlorenen Sohnes (vgl. Lukas 15,11-32) darstellt.
Bis heute zählt die Kirche Buchen zu den beliebtesten Hochzeitskirchen des Berner Oberlands.
Die Worte, die Ernst Trachsel damals in der oberwähnten Schrift für die Errichtung des schmucken Bergkirchleins fand, gelten auch heute und in Zukunft: "Wir sind darauf angewiesen, daß der Bürger versteht, daß er hier vor einem Hauptwerk der ganzen Gegend steht, und daß es ein Gotteswerk ist." Denn: "Wir aber wollen unser Vorhaben stellen unter das Licht der göttlichen Verheißung, wie geschrieben steht: 'An welchem Orte ich meines Namens Gedächtnis stiften werde, da will ich zu dir kommen und dich segnen und will meine Wohnung unter euch haben, und meine Seele soll euch nicht verwerfen. Und will unter euch wandeln und will euer Gott sein, so sollt ihr mein Volk sein!' [vgl. 2. Mose 20, 24b und 3. Mose 26, 11f.]"